25.8.07

Kylix

Das Telefon klingelt und ein Mann mit einem seltenen aber schön klingenden Namen ist dran. Er hätte da ein etruskisches Gefäß von ca. 450 v.u.Z., dem der Fuß fehlen würde. Wir hätten doch die Werkstatt, ob wir da wohl etwas machen könnten. Mir rutschte bei der Erwähnung des Alters von dem Teil erstmal ein „Whow!“ heraus, worüber er sich später prächtig amüsierte, und dann konnte ich es mir nicht verkneifen zu sagen: „Sie wollen das alte Stück doch nicht etwa kleben?“ Doch inzwischen war der Liebste hereingekommen und ich übergab das Gespräch an den Chef.

Ich vernahm dann noch Gesprächsfetzen und Wörter wie Fliesenkleber und dachte, ich hör nicht richtig.

Am Nachmittag kam der Mann mit seiner Kylix, einem Weinkelch nach griechischer Art. Die alten Griechen tranken bei ihren Gelagen den Wein aus diesen Kelchen, allerdings mit drei Teilen Wasser verdünnt, denn Trunkenheit war bei ihnen verpönt. Die Handelbeziehungen zwischen den Etruskern und den Griechen waren damals sehr rege.

Ehrfürchtig nahm ich das Gefäß in die Hand - es war so leicht, so elegant geschwungen, so perfekt gedreht! Beide Henkel waren noch dran, aber der Fuß war möglicherweise schon während dem Brand abgebrochen. Denn in der Mitte der Schale schien ein „Kalkspatzen“ zu stecken. Das ist ein Stück Gips oder Kalk im Ton, welches da nicht hingehört und den Scherben beim Brennen sprengt. Um die Mitte des Bodens herum war so etwas wie alte Klebespuren zu sehen.

Wir erfuhren, dass der Vorbesitzer des Gefäßes sich gewünscht hatte, es mit ins Grab zu nehmen. Das hatte der jetzige Besitzer zu verhindern gewusst und will es lieber in seiner Vitrine stehen haben. Der erste Versuch wird so aussehen, einen Fuß zu drehen, in dem die Schale zwar aufliegt, aber nicht geklebt wird. Mal schauen, wie das wird.

3 Kommentare:

Gabriela B. Lopes hat gesagt…

Boah, toll. Stell dir mal vor, wie viele Menschen den Kelch schon in Gebrauch hatten! Wenn der erzählen könnte... Und wie feinwandig er ist. Wir kochen hier in einem schwarzen Tontopf, der ist aber ziemlich grobschlächtig. Gab es vor 2500 Jahren schon Drehscheiben?
liebe Grüsse
Gabriela

kvinna hat gesagt…

Kleiner Klugschiss gefällig? Hier ein Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%B6pferscheibe#Geschichte

Und die Lösung mit dem Nicht-angeklebten-Fuß finde ich sehr respektvoll, geradezu genial!

Frau Blau kocht vegan hat gesagt…

Die Seite kannte ich noch nicht. Auf so einer "Fußscheibe" habe ich mal das Drehen gelernt. Ich wusste nur, dass das Rad ca. 4000 v. erfunden wurde. Da sind sie aber schnell auf die Töpferscheibe gekommen, oder haben sie die vielleicht sogar zuerst erfunden und sind dann erst drauf gekommen, damit Fahrzeuge ans Rollen zu bringen. Das kann ich mir eigentlich sehr gut vorstellen. Denn auch die von Hand aufgebauten Gefäße können auf eine scheibenähnliche Konstruktion gestellt werden, die das Wenden des Gefäßes während der Arbeit erleichtert. Es gibt heute einige wenige Kulturen, die ihre Keramik immer noch so herstellen. (in Afrika und bei den Amerikanischen Natives: http://www.tonart48.ch/Homepage/
linkheader/ind_toepferei.htm)
Liebe Grüße Juansi